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Wie ein Edelmann zur Hirschsteigkoppe

Der Treffpunkt ist wie immer der Bahnhof Niedersedlitz. Dort sind wir um 8:50 Uhr verabredet. Mehr Gewöhnliches hatte der Morgen dann nicht mehr zu bieten. Geplant war, um 9:09 Uhr in den Zug zu steigen. Aber scheinbar maßlose Lokführer hatte beschlossen zu streiken. Sollten wir die Wanderung ausfallen lassen? Nicht mit uns! Zum ersten Mal werden wir An- unnd Abreise mit dem Auto in Angriff nehmen. Aber wieviele Autos braucht man, um alle Wanderer zu transportieren, wenn Start- und Zielpunkt der Tour nicht identisch sind. Das Ergebnis der Formel, die der Wanderleiter in tagelanger mühevoller wissenschaftlicher Tätigkeit entwickelt hat, lautet bei Anwendung auf 24 Wandersleute genau 7. Tatsächlich stehen so viele auch bereit. Die ausgegebenen Kleingruppenschilder zeigen heute an, in welches Fahrzeug man steigen muss. Nachdem auch die letzte Wanderfreundin mit nicht mal ganz einer halben Stunde Verspätung eingetroffen ist, setzen sich auch die letzten Autos in Bewegung. Unser Ziel ist Glashütte im Müglitztal. Unterwegs lassen wir noch 2 Autos in Mühlbach stehen. Bis alle Wagen in Glashütte eingeparkt und alle Wanderer wieder eingefangen sind, ist es kurz nach 10 Uhr. Der Wanderleiter weist noch einmal darauf hin, dass Start und Ziel im Müglitztal liegen und wir in Fließrichtung unterwegs sind. Mithin geht es heute also nur bergab.

Wir starten am Bahnhof. Direkt durch's ehemalige Bahnhofsgebäude gelangen wir zur Brücke über die Müglitz. Auf der anderen Seite halten wir uns links und gehen auf der schmalen Straße parallel zur Bahn weiter. Nach etwa 350 m entfernt sich die Straße Am Ochsenkopf vom Bahndamm. Dort steigen wir links die Treppe zur Bahnunterführung hinab. Auf der anderen Seite biegen wir nach rechts in die Dresdner Straße ein und folgen dieser bis hinter die Eisenbahnbrücke. Einige Meter danach zweigt ein Fußweg nach links über die Müglitz ab. Auf diesem Weg gelangen wir am Ortsausgang wieder auf die Dresdner Straße. Wir biegen links ab. Bis nach der Brücke über die Müglitz müssen wir am Straßenrand gehen, danach können wir etwas entspannter hinter der Leitplanke auf der linken Seite weitergehen. Nach 300 m gelangen wir zu einer Bushaltestelle. Durch die Lücke in der Leitplanke wechseln wir auf die andere Straßenseite und folgen der abzweigenden bergan führenden Straße. Nach etwa 800 m erreichen die Ortschaft Rückenhain. Kurz darauf biegt die Straße scharf rechts ab, doch wir gehen weiter geradeaus. Wir folgen der kleinen Straße bis zum Ende des Dorfes. Ein Wegweiser zeigt dort an, dass es geradeaus nach Nirgendwo geht. Dem folgen wir in den Wald hinein. Langsam geht es scheinbar doch bergan, was aber sicher täuscht. Etwa an der höchsten Stelle treten wir aus dem Wald heraus. Vor uns taucht der Ort Neudörfel auf. Der Weg führt direkt dahin. Nach einer scharfen Rechtskurve biegen wir zwischen den Häusern links in einen stel bergab führenden Grasweg ein. An der Straße halten wir uns links, um gleich darauf wieder rechts abzubiegen. Wieder an der Straße gehen wir nach rechts weiter. Hinter dem letzten Haus führt links am Zaun ein Wanderweg weiter talwärts. Unten angekommen überqueren wir den Bach auf einer steinernen Brücke. Wir befinden uns nun im Trebnitzgrund, dem wir nun für 1,2 km nach links folgen. Der Weg geht zunächst in eine Straße über. An einem Parkplatz stößt diese auf eine weitere Straße, der wir nach links folgen. Nach wenigen Metern schon, kommen die ersten Häuser von Oberschlottwitz in Sicht. Wir begleiten die rechts der Straße fließende Trebnitz auf ihren letzen Metern, bevor sie in die Müglitz mündet. An der Kreuzung mit der Müglitztalstraße klingelt das Telefon des Wanderleiters. Es stellt sich heraus, dass es einige Wanderfreunde tatsächlich geschafft, beim Laufen beinahe einzuschlafen. Nun kam das böse Erwachen. Der Rest der Wandergruppe ist weg. Und wo geht's lang? Der Wanderleiter muss telefonische Nothilfe leisten und wir warten am ehemaligen Klein Tirol auf die Nachzügler.

Wieder vereint ziehen wir weiter das Müglitztal hinunter. Nach der Brücke über die Müglitz biegen wir rechts in die Straße der Einheit ein. Nach 350 m gabelt sich die Straße. Wir halten uns rechts und gehen den Eisenweg weiter. Der Weg führt scheinbar bergan in ein Seitental im Müglitztalhang. 400 m weiter teilt sich der Weg. Links ist ein Rastplatz zu sehen, den wir nach wenigen Augenblicken besetzt haben. Endlich Pause! Die Rucksäcke werden aufgerissen. Es kommen allerlei Leckereien zum Vorschein. Sogar ein Kocher wird angeworfen. Einer der Wanderfreunde erwärmt Plinsen, die mit Nutella veredelt dankbare Abnehmer finden. Tolle Idee!

Nach 40 Minuten kriecht langsam die Kälte unter unsere Kleidung. Wir machen uns wieder auf. Weiter geht es am Müglitzhang aus dem Seitental heraus. Und wieder gibt es Wanderfreunde, die meinen, es geht bergan. Wie man sich doch täuschen kann. Der Weg wird schmaler und schlängelt sich idyllisch am Hang entlang. Etwa einen Kilometer weiter treffen wir erneut auf einen überdachten Rastplatz. Gleich danach teilt sich Weg. Links nach unten geht es zur 1000jährigen Eibe. Wir entscheiden uns aber für den rechten Weg, auf dem es möglicherweise doch ein klein wenig bergan geht. Der Pfad führt uns am Hang nach oben. Er trägt den Namen Edelmannsteig und erinnert an die Zeit vor 1852, als es im Müglitztal noch keine Straße gab. Edelleute und ihre Boten nutzten diesen Weg an der Grenze der Besitzungen von Weesenstein, Liebstadt und Reinhardsgrimma, um ihre Äcker, Wälder und Wiesen zu erreichen. Er führte von Weesenstein bis ins heutige Oberschlottwitz. Ein Teil des Weges im Bereich des Lederberges ist noch erhalten und wurde vom hiesigen Heimatverein saniert. Auf dem Steig passieren wir Sachsens größten natürlichen Eibenbestand. Eine davon soll 1000 Jahre auf dem Buckel haben. Nach etwa 800 m weist uns ein Schild nach rechts zum Panoramablick Sächsische Schweiz. Wenige Schritte weiter eröffnet sich am Waldrand vor uns ein toller Blick auf die Gipfel der Sächsischen Schweiz. Auf einer Tafel wird uns das Panorama auch erklärt. Zum schönen Ausblick gesellt sich nun auch noch Sonnenschein. Wir sind begeistert.

Irgendwann wenden wir uns wieder zum Wald. Hier erblicken wir den nächsten Wegweiser. Einige Schritte - und wir stehen am Panoramablick Osterzgebirge. Auch hier verweilen wir einige Minuten, um uns auf der Tafel zu orientieren und einzelne Berge wiederzuerkennen.

Weiter dem Edelmannsteig folgend gehen wir jetzt am Hang bergab. Nach etwa 400 m erreichen wir eine Kreuzung. Geradeaus führt ein Pfad weiter in Richtung Hangkante. Auf diesem gelangen nun zum Aussichtspunkt Hirschsteigkoppe. Hier lassen wir uns noch einmal in der Sonne nieder und genießen die Aussicht. Der Wanderleiter hält die Zeit für gekommen, der Truppe eine kleine Vitaminspritze zu verordnen. Das wird gern angenommen, da sie nicht per Nadel sondern zur oralen Einnahme im Medizinbecher dargereicht wird. Allerdings macht so etwas auch ein klein wenig träge.

Trotzdem raffen wir uns nach einer halben Stunde auf und ziehen weiter. Zunächst gehen wir zurück zur Kreuzung. Links vom Edelmannsteig entfernt ein anderer Weg von der Kreuzung. Wieder haben einige Wanderfreunde den Eindruck, es gehe bergan. Möglicherweise liegt das an den konsumierten Vitaminen. Als wir den Wald verlassen haben, versperrt ein Eisentor den Weg. Mit etwas Fingerfertigkeit gelingt es uns, das Tor zu öffnen. Hinter dem Tor biegen wir links ab. Diesem Weg folgen wir nun etwa 1,4 km. Er führt uns über Wiesen. Rechts sind die Häuser des Ortes Großröhrsdorf zu sehen, vor uns noch einmal die Gipfel der Sächsischen Schweiz erkennbar. Nachdem wir ein Waldstück auf der linken Seite passiert haben, folgt eine Wegkreuzung. Hier biegen wir links ab. Der Weg führt begleitet von einer kleinen Hecke nach 800 m an den Waldrand heran. Wenig später durchqueren wir das Waldstück auf einem Linksbogen. Danach geht es leicht bergab und wir gehen auf eine Waldecke zu. Hier scheint sich der Weg zu verlieren. Wir halten uns halbrechts und gehen über die Wiese parallel zum Waldrand talwärts. Nach kurzer Zeit erkennen wir weiter unten am Waldrand den weiterführenden Weg. Er führt uns nun in Kehren steil bergab durch den Wald. Bald schon sehen wir die ersten Häuser von Mühlbach durch die Bäume. Am Ortsanfang mündet unser Weg direkt in eine Straße, den Großröhsdorfer Weg. Weiter talwärts stoßen wir auf die Bergstraße, der wir nach links folgen. Wir überqueren die Eisenbahngleise und treffen kurz danach auf die Müglitztalstraße. Rechts gegenüber grüßt nun das Gasthaus Kastanienhof. Hier sind wir angemeldet. Eigentlich freuen sich nun alle auch auf die Einkehr, aber vor einigen Wanderfreunden steht noch eine Aufgabe. Wir haben noch 5 Autos in Glashütte stehen. Also lassen sich unsere Chauffeure erstmal von zwei weiteren Chauffeuren nach Glashütte chauffieren, um die dort abgestellten Karossen nach Mühlbach zu überführen. Das dauert zwar einige Minuten, hat aber den Vorteil, dass wir nach dem Besuch der Gaststätte sofort alle nach Hause aufbrechen können.

Der Rest der Truppe rückt unterdessen in den Kastanienhof ein. Das geschieht beinahe auf die Minute zur geplanten Zeit. Im Gasthaus ist man auf uns vorbereitet. Alles läuft wie am Schnürchen. Nachdem alle mit ordentlichen Getränken versorgt sind, bestellen 24 Leute à la carte. Auch das meistert das Wirtshaus ohne wirklich lange Wartezeiten. Als der Wanderleiter auch noch die obligatorischen Urkunden verteilt hat, sind alle sichtlich zufrieden. Die Einkehr wird zum schönen Abschluss eines gelungenen Wandertages.

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In Rückenhain
In Rückenhain

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Wegweiser nach Nirgendwo
Wegweiser
nach Nirgendwo

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Historische Steinbrücke am Kirchweg
Historische Steinbrücke
am Kirchweg

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Im Trebnitzgrund
Im Trebnitzgrund

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Panoramablick<br>Sächsische Schweiz
Panoramablick
Sächsische Schweiz

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Panoramablick Osterzgebirge
Panoramablick Osterzgebirge

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Aussichtspunkt Hirschsteigkoppe
Aussichtspunkt Hirschsteigkoppe

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Unterwegs in Richtung Großröhrsdorf
Unterwegs in Richtung Großröhrsdorf

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Der Kastanienhof im Mühlbach
Der Kastanienhof in Mühlbach