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Hinauf zum Cottaer Spitzberg

Die Wanderleiter haben zur Winterwanderung geladen und wie um dies zu unterstreichen, hat es über Nacht geschneit. Am Morgen liegt sogar in Dresden eine geschlossene Schnedecke. Als die Wanderleiter zum vereinbarten Zeitpunkt um 8:45 Uhr am üblichen Treffpunkt erscheinen, drängt sich schon eine große Traube von Wanderfreunden um den Fahrkartenautomaten am Niedersedlitzer Bahnhof. Der Wetterbericht verheißt für heute nichts Gutes, trotzdem haben sich wieder 26 Optimisten auf den Weg gemacht.

Kurz nach 9 Uhr steigen wir in die S-Bahn Richtung Bad Schandau. Keine 20 Minuten später stehen wir auf dem Bahnsteig in Obervogelgesang und verschließen jede Ritze in den Jacken. Es ist ganz schön kalt - eben Winter. Gleich am Start vermittelt der Wanderleiter in seiner bekanntermaßen feinfühligen Art, dass wir die heutige Tour mit der wohl fiesesten Treppe im Großraum Dresden beginnen.

Hochmotiviert setzt sich die Wandertruppe in Bewegung. Wir gehen zunächst zurück in Richtung Pirna und überqueren an der Brücke die Straße. Dabei orientieren wir uns an der Wandermarkierung gelber Punkt. Noch ein paar Meter geradeaus, dann macht die Straße einen Bogen nach links hinein ins Struppenbachtal. Als sich der Weg gabelt, nehmen wir logischerweise den rechten Weg, der ist steiler. Nach 100 m sind wir dann endlich an der Stelle, an der der Spaß richtig beginnt. Hart rechts abbiegend werfen wir uns der Pilztreppe entgegen. Vor uns liegen 402 Stufen mit einem Höhenunterschied von 85 m. Der untere Teil der 200 m langen Treppe gibt sich mit zahlreichen Absätzen noch moderat. Doch weiter oben wird die Treppe immer unerbittlicher. Natürlich zieht sich die Gruppe auf diesem Weg ziemlich auseinander. Oben angekommen findet sich gleich links ein guter Platz zum Sammeln. Auf dem Felsen befindet sich ein pilzählicher Unterstand, der dem Aussichtspunkt Pilz und der hierher führenden Treppe den Namen gegeben hat. Von hier oben haben wir einen schönen Blick auf den Ort im Elbtal. Viel mehr sehen wir allerdings nicht. Dass wir bei so trübem Wetter keine Fernsicht haben, ist halt naheliegend.

Um nicht erst zu frieren, machen wir uns dann ziemlich schnell wieder auf den Weg. Wir erklimmen die letzten Stufen und folgen dem Weg bis zur nahen Straße. An der Straße wenden wir uns nach links und gehen auf der Wiese bis zum Beginn des Waldes. Dort lässt es sich dann nicht mehr vermeiden, wir müssen auf die Straße. Etwa 250 m weiter zweigt rechts ein Weg ab. Dem Weg folgend verlassen wir hier die Straße. Kurze Zeit später erreichen wir die Ausläufer des unterhalb des Weges liegenden Dorfes Struppen, auf das wir einen schönen Blick werfen können. Nach einer Rechtskurve stoßen wir auf eine Straße. Hier gehen wir nach links über die Brücke. Kurz danach halten wir uns rechts um gleich wieder links abzubiegen. Am Straßenschild ist Thomas-Müntzer-Siedlung zu lesen. Auf der linken Seite ist bald darauf gerade noch der Turm des Struppener Schlosses zu erkennen. Langsam beginnt es sich einzuregnen, so wird die Sicht noch ein bischen schlechter. Nach etwa 300 m stoßen wir auf die nächste Kreuzung. Wir wenden uns hier nach rechts. Für einige Zeit geht es nun schnurgeradeaus. Vorbei an den Häusern der Thomas-Müntzer-Siedlung nähern wir uns der B172. Vorsichtig überqueren wir die Bundesstraße. Einige Meter rechts der gegenüber abzweigenden Straße ist der weiterführende Wanderweg mit dem gelben Punktzu erkennen. Auf diesem entfernen wir uns wieder von der Straße und streben nunmehr durch den Wald wieder talwärts. Durch die Bäume erkennen wir rechts die Häuser des Ortes Krietzschwitz. Im Tal stoßen wir wieder auf eine Straße. Direkt davor bietet sich neben einem Teich die Gelegenheit, eine kurze Rast einzulegen. Sitzgelegenheiten sind zwar keine vorhanden, doch bei diesem Wetter denkt keiner wirklich an hinsetzen. Etwas Bewegung und heiße Getränke sind die Favoriten.

Allzu lange halten wir uns unter diesen Bedingungen nicht an einem Ort auf. Nach dem Neustart biegen wir nach links in die Straße ein. Etwa 200 m weiter teilt sich die Straße, und wir entscheiden uns für die rechte kleinere Straße. Nur wenige Meter weiter halten wir uns wieder rechts um ziehen vor den Obstplantagen auf der rechten Seite in einem weiten Linksbogen bis zur nächsten Kreuzung. Geradeaus weiter gehend folgen wir der Straße in den Eichgrund hinein. Vorbei an den Siedlungshäusern entlang des Eichgrundweges steigen wir hinab ins Gottleubatal und erreichen den Pirnaer Ortsteil Rottwerndorf. An der Hauptstraße, die hier Alt-Rottwerndorf heißt, biegen wir links ab und stehen nach wenigen Metern vor dem ehemaligen Schloss. Dieses geht wahrscheinlich auf eine in der Zeit um das Jahr 1200 entstandene Wasserburg zurück. Nach der Wende war der Gebäudekomplex lange Zeit dem Verfall preisgegeben. Seit 2011 wird es Stück für Stück wieder hergestellt. Doch obwohl sich in den letzten Jahren hier schon einiges getan hat, bleibt noch eine Menge zu tun, bis der Bau wieder in alter Schönheit erstrahlt.

Knapp 250 m hinter dem Schloss biegen wir scharf rechts in einen abzweigenden Weg ab. Auf einer Brücke überqueren wir die Gottleuba. Mit jedem Meter, den wir uns von der Talstraße entfernen wird die Gegend idyllischer. Wir befinden uns nun im Lohmgrund. Wir folgen dem sich durch den Grund schlängelnden Weg nun für eine ganze Weile immer auf der Talsohle verbleibend. Die Truppe zieht sich dabei schlendernd weit auseinander. Einige finden sogar noch Zeit, Schneefiguren mit diversem Geschlecht zu modellieren. Nach etwa 2 km ist der breite Weg dann scheinbar zu Ende. Rechts prangt hier an einem Baum ein Wegweiser mit der Aufschrift "Tunnel". Diesem folgen wir nun und erkennen nach wenigen Schritten das Portal eines ehemaligen Eisenbahntunnels. Der 1894 eröffnete und 256 m lange Tunnel erlangte einige Berühmtheit, als während der Luftangriffe des II.Weltkrieges hier viele berühmte Gemälde aus der Dresdner Galerie in einem Eisenbahnwaggon eingelagert waren, und so den Krieg überdauerten. Heute ist der Tunnel zugemauert und beherbergt ein Fledermausquartier. Ob der dargebotene Wohnraum auch wirklich vermietet ist, entzieht sich unserer Kenntnis.

Nach kurzem Halt am Tunnel ziehen wir weiter. Auch wenn der Weg scheinbar zu Ende war, ziehen sich doch einige Trampelpfade weiter geradeaus durch's Unterholz. Vorbei an der ehemaligen Verladestation des Steinbruchs schlagen wir uns bis zu einem Asphaltweg durch. Dort halten wir uns links. Etwa 100 m weiter biegen wir rechts in einen Weg ab, der nun wieder steil bergan führt. Am Ende des steilen Anstieges durch den Wald lädt eine Bank zum Verweilen ein. Bei diesem Wetter nutzen wir aber nur die Gelegenheit, einen Blick hinunter in den noch in Betrieb befindlichen Sandsteinbruch zu werfen. Vor uns öffnet sich ein beeindruckendes Loch in der Landschaft. Nicht jeder Wanderfreund hat bei diesem langsam richtig unangenehmen Wetter den Nerv, den Blick auf sich wirken zu lassen. So zieht sich die Gruppe wieder auseinander. Parallel zum Waldrand folgen wir einem Pfad, der in einem Feldweg übergeht. Langsam aber stetig steigt der Weg weiter an. Nach 450 m erreichen wir die ersten Häuser des Ortes Cotta. Das erste Gehöft bietet den Vorauseilenden mit einer Brücke über den Weg dann die Möglichkeit, bei vorübergehender Unterbrechung der Wasserzufuhr auf die Nachhut zu warten. Gemeinsam erreichen wir schließlich die Hauptstraße im Ort. Dort biegen wir nach links ab und folgen der Straße vorbei an Schloss und Kirche bis zum Ortsausgang. Hinter den letzten Häusern zweigt rechts eine kleine Straße ab. Genau gegenüber dieser Abzweigung entdecken wir am Straßenrand 3 steinerne Sühnekreuze. Solche Kreuze wurden häufig zum Gedenken für durch Mord oder Totschlag zu Tode gekommene Personen aufgestellt. Die Vorübergehenden sollten ein Gebet für deren Seelenheil sprechen. Das Kreuz wurde meist vom Täter oder seinen Angehörigen errichtet und zeigt eine Abbildung der Tatwaffe. Auf einem der Cottaer Kreuze ist deutlich eine Axt zu erkennen.

Lange können und wollen wir uns auch hier nicht aufhalten. Der Regen wird immer ekliger und seine Auswirkungen fühlen sich bei dem einen oder anderen Wanderfreund schon wie Inkontinenz an. Also biegen wir in die kleine bergan führende Straße ab. Nach 400 m steht rechts an einem abgehenden Weg eine Holzhütte. An dieser Stelle halten wir uns rechts und gehen auf dem Weg hinauf zum Waldrand. Danach folgen wir ihm weiter, bis wir an ein stählernes Tor gelangen. Auf dem Gelände dahinter steht ein Sendemast und daneben eine Holzhütte. Rechts neben der Holzhütte führt ein Pfad steil bergan in Richtung eines Basaltfelsens. Wir befinden uns direkt unterhalb des Gipfels des Cottaer Spitzberges. Die letzten Höhenmeter überwinden wir über eine Stahltreppe. Da wir offensichtlich heute die ersten Gipfelstürmer sind, müssen wir auf der mit Schneematsch bedeckten Stiege größte Vorsicht walten lassen. Schließlich stehen wir alle in 391 m Höhe und versuchen, etwas von der umliegenden Gegend zu erkennen. Wie schon bei einigen zurückliegenden Wanderungen entdecken wir auch auf diesem Gipfel eine Triangulationssäule aus der Zeit der Mitteleuropäischen Gradmessung um 1865. Doch bevor der Wanderleiter als Vermesser in zu wortreiche Verzückung gerät, schenkt einer der Wanderfreunde einen mitgebrachten Birnenschnaps aus. Das lenkt zum Einen ab, zum Anderen wirkt die Flüssigkeit durchaus als Taumittel bei allen durchnässten Wandersleuten. Bei dieser Gelegenheit wir einmal mehr die Tatsache thematisiert, dass der Wanderleiter als Einziger keine Kopfbedeckung trägt. Wilde Prophezeiungen, ein baldiges kränkelndes Darniederliegen des Walei betreffend, werden ausgesprochen. Ganz offensichtlich kennen jene Hobby-Propheten den Unterschied zwischen Härte und Leichtsinn nicht.

Langsam wird es Zeit für den Endspurt. Vorsichtig steigen wir vom Gipfel und biegen am Stahltor wieder nach rechts auf den vorbeiführenden Weg ein. Schon nach wenigen Metern führt dieser dann ziemlich steil talwärts. Nachdem wir eine Lichtung erreicht haben, gehen wir auf der linken Seite parallel zum Waldrand weiter bergab. Wir stoßen auf einen breiten Weg, dem wir nach rechts folgen. An der nächsten Wegkreuzung halten wir uns rechts, um nur ein paar Schritte weiter gleich wieder links abzubiegen. Vor uns liegt wieder der Ort Cotta, dessen Häuser wir vorbei an einer Biogas-Anlage erreichen. Halbrechts durch die Häuser stoßen wir wieder auf die örtliche Hauptstraße. Jetzt sind es nur noch wenige Meter bis ins Ziel. Wir folgen der Straße etwa 600 m nach links. Nach einer Fußgängerbrücke über ein Bächlein biegen wir links in eine Nebenstraße ab. Über den Hotelparkplatz gelangen wir zum Vordereingang des schon grüßenden Gasthof Heidekrug. Geschafft!

Endlich können wir die triefenden Jacken ablegen. Vor dem lodernden Karinfeuer werden die Stühle zurecht gerückt, um die abgestrahlte Wärme auch für das Trocknen der Bekleidung nutzen zu können. Der Gastraum ist gemütlich. Und wie sich herausstellt, ist auch das Personal in der Lage, eine so große Gruppe in angemessener Zeit mit Essen und Trinken zu versorgen. Auch das Testurteil aller Wanderfreunde, die Qualität der angebotenen Speisen betreffend, ist durchaus positiv. Die Einkehr versöhnt uns noch ein Bisschen mehr mit dem hässlichen Wetter, das es aber auch vorher schon nicht geschafft hatte, uns die Laune zu verderben. Gut gelaunt empfangen alle ihre verdiente Urkunde vom Wanderleiter.

Nach ca. 2 Stunden nehmen wir dann die Heimfahrt gen Dresden in Angriff. Die Bushaltestelle befindet sich direkt vor der Tür des Wirtshauses. Mit dem Bus fahren wir bis Pirna, wo wir in die S-Bahn umsteigen. Auch wenn schließlich keiner die Teilnahme an der Regentour bereut, würde niemand über ein paar Sonnenstrahlen bei der nächsten Wanderung böse sein.

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Die Pilztreppe
Die Pilztreppe


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Aussichtspunkt Pilz
Aussichtspunkt Pilz


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Schloss Rottwerndorf
Schloss Rottwerndorf


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Der Tunnel im Lohmgrund
Der Tunnel
im Lohmgrund


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Der Cottaeer Steinbruch
Der Cottaeer
Steinbruch


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Die Kirche von Großcotta
Die Kirche
von Großcotta


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Die Cottaer Sühnekreuze
Die Cottaer Sühnekreuze


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Triangulationssäule auf dem Cottaer Spitzberg
Triangulationssäule
auf dem
Cottaer Spitzberg


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Gasthof Heidekrug
Gasthof Heidekrug