Es ist ein eisig kalter Januarmorgen. 21 Wanderfreunde und ein Hund treffen sich am Bahnhof Niedersedlitz. Völlige Verwirrung herrscht wie immer, als es darum geht, mit welcher Fahrkarte man heute durch den Tag kommt und mit wem man sich eine solche teilen kann. Damit die Erinnerung an getroffene Absprachen länger als 5 Minuten anhält, werden die sich spontan bildenden Kleingruppen sofort äußerlich gekennzeichnet. Viel Zeit für diese Dinge bleibt uns nicht, denn schon 9:10 Uhr fährt unsere S-Bahn in Richtung Bad Schandau ab. Wir fahren zunächst bis Heidenau. Dort leert sich die S-Bahn, denn jede Menge Wintersportler wollen wie wir in den Zug nach Altenberg umsteigen. Dieser ist dann auch gut gefüllt. In Mühlbach verlassen wir den Zug und sammeln uns auf dem Bahnsteig. Jetzt geht's los! Nachdem wir ausdiskutiert haben, dass am Wochenende keine Chance besteht, im Müglitztal mit dem Bus weiter zu reisen, gehen wir zur Straße und wenden uns nach links. An der Kreuzung hinter der Brücke halten wir uns dann rechts. Etwa 150 m weiter biegen wir nach rechts ab und gelangen durch ein eisernes Tor in die Gartensparte. Wo der breite Hauptweg eine Kurve nach rechts beschreibt, zweigt am Ende des Zaunes auf der linken Seite ein schmaler Weg ab. Wir steigen einige Stufen hinauf und nach wenigen Metern wird's dann richtig anstrengend. Der Weg führt steil bergan. Wie immer an solchen Stellen verliert die Truppe sofort an Geschwindigkeit, da wertvolle Kraftreserven nicht in den Bewegungsapparat geleitet werden, sondern beim allgemeinen Schimpfen verpuffen. An der steilsten Stelle macht der Weg einen Schwenk nach rechts und führt dann etwas gemäßigter bergan. Schnell gewinnen wir an Höhe und durch die im Winter entlaubten Bäume bietet sich ein schöner Blick ins Müglitztal. Wir halten kurz inne und genießen die Aussicht. Auf diese Weise können auch die Letzten wieder zur Gruppe aufschließen. Weiter oben verläuft der Weg in ein Seitental hinein. So erreichen wir nach kurzer Zeit die Hangkante, wo wir auf einen Querweg stoßen. Dort biegen wir nach links ab und erblicken nach etwa 150 m am Beginn einer Kirschbaumallee einen Wegweiser. Wir halten uns wieder links und stehen nach wenigen Schritten am Blauen Häusel, einem Gartenhaus im Stile einer kleinen Moschee. Gerade will der Wanderleiter einige kurze erklärende Worte ans Wandervolk richten, da tritt die Bewohnerin des Anwesens ans Tor und bittet uns kurz darauf herein. Aus berufenem Munde erfahren wir nun alles Wissenswerte über das orientalische Gartenhaus. 1848 hat es der Rittergutsbesitzer von Maxen für den javanischen Prinzen und Maler Raden Saleh errichtet, der 10 Jahre seines Lebens in Dresden und Maxen verbrachte. Als Krönung des Ganzen dürfen wir anschließend sogar noch in den Kiosk, wie ein orientalisches Gartenhaus genannt wird, hinein schauen. Dankbar für den spontanen Höhenpunkt verlassen wir das Grundstück durch die Hintertür. Das nächste Ziel ist nur wenige Schritte von hier entfernt - die Hans-Christian-Andersen-Lärche. Der Baum war 1844 vom dänischen Märchendichter gepflanzt worden. Inzwischen ist der Baum gefällt. Neben dem Stumpf der alten Lärche steht nun eine neue. Die Kälte verhindert, dass wir uns länger hier aufhalten. Da der Boden gefroren ist, können wir quer über die Wiese nach oben zur Kirschbaumallee gehen. Dort geht's dann weiter nach links. Bald schon sehen wir das Dorf Maxen vor uns. Als wir dort ankommen, machen wir eine kleine Runde durchs Dorf. Am Ortseingang biegen wir durch einen Torbogen links ab und ziehen am Maxener Schloss vorbei weiter die Straße hinauf zur Kirche. Wir werfen einen Blick in den Kirchhof. Wieder verweilen wir nur kurz, da die Kälte uns weiter ordentlich zusetzt. Wir begeben uns zurück auf die Straße. Auf der anderen Straßenseite zweigt links neben einer Einfahrt ein Fußweg ab. Diesem folgen wir bis wir wieder auf eine Straße stoßen. Dort halten wir uns rechts und gehen bergab. An der nächsten Kreuzung müssen wir uns entscheiden. Bei dem feuchten Wetter der letzten Wochen war eigentlich geplant, die Straße weiter talwärts zu laufen. Doch der Frost hat den Boden hart werden lassen. So biegen wir rechts ab und bei nächster Gelegenheit am Kunsthof gleich wieder links., und wagen es, unsere Tour auf dem aus dem Dorf führenden sonst ziemlich schlammigen Weg durch die Weideflächen fortzusetzen. Wir passieren eine Viehtränke. Nach weiteren 350 m sehen wir links die Straße ein kleines Stück aus dem Wald herausschauen. Am Waldrand gehen wir zu dieser Stelle hinunter. Beim Näherkommen erblicken wir dann schon den steinernen Kalkofen. Der Kalkofen an der Winterleite stammt aus dem Jahr 1838. Zu dieser Zeit bestanden in der Umgebung von Maxen eine Vielzahl von Kalkbrüchen und kleineren Kalköfen. Dieser ist einer der beiden noch erhaltenen großen Öfen. Eine Tafel informiert uns umfassend über Geschichte und Aufbau dieses technischen Denkmals. Nach so vielen Informationen meldet sich bei den meisten Wanderfreunden nun der kleine Hunger. Wir beschließen, dass der Platz neben dem Ofen durchaus für eine Rast geeignet ist. So werden die Rucksäcke geöffnet und allerlei Proviant verschwindet in den hungrigen Mägen. Auch die mitgebrachten warmen Getränke und die in homöopathischen Dosen vom Wanderleiter verabreichte vitaminreiche Droge tuen den von der Kälte mitgenommenen Körpern gut. Nachdem wir uns so gestärkt haben, geht es weiter. Neben dem Kalkofen zweigt ein breiter Weg von der Straße ab. Diesem folgen wir nun bergauf und haben bald darauf von der Höhe einen schönen Blick über die Landschaft. Allerdings reichen dieser wegen des diesigen Wetters nicht besonders weit. Nicht lange und wir erreichen die Siedlung Schmorsdorf. An der ersten Kreuzung im Ort erwartet uns das nächste Highlight der Tour, die Schmorsdorfer Linde. Der Baum ist wohl der älteste der Gegend. Allerdings weiß wohl keiner, wie alt er wirklich ist. Manche sprechen von der 1000-jährigen Linde, andere meinen, dass er 600 - 700 Jahre alt sei. Gewaltig wirkt er auf jeden Fall. Gleich neben der Linde befindet sich ein kleines Häuschen - das Lindenmuseum, das uns auf 6,5 Quadratmetern wissenswertes über den Baum und seine Besucher berichtet. Unter denen wird besonders Clara Schumann besonders gewürdigt. Weiter geht es dann vom Museum an der Linde vorbei die Dorfstraße hinauf. An der bald folgenden Kreuzung halten wir uns links und folgen der Straße aus dem Ort hinaus. Die Straße führt uns durch Felder hin zum Scheerberg, dem mit 348 m höchsten Punkt der heutigen Tour. Aus Anlass des Friedenfestes nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 wurden hier 3 Friedenlinden gepflanzt. Im Jahre 2005 hat sich noch ein kleines Friedensdenkmal hinzu gesellt. Wir nehmen alles kurz in Augenschein und setzen unsere Wanderung auf der Straße fort. Vor den ersten Häusern von Maxen zweigt rechts spitzwinklig ein Weg ab. Auf diesen biegen wir nun ein und folgen ihm immer geradeaus. Durch die Felder ziehend werden wir Zeuge, wie ein ganzes Rudel Wildschweine unseren Weg kreuzt. Zum Glück tun die Tiere das in einiger Entfernung, sodass wir ohne Panik weitergehen können. Kurz darauf passieren wir einen Teich. An der folgenden Weggabelung halten wir uns rechts und gelangen so durch die Obstplantage zum Ortseingang von Tronitz. An der Straße biegen wir rechts ab und durchqueren auf ihr das Dorf. Hinter dem Dorf kommen wir an einem Lagerplatz mit Obstkisten vorbei. Direkt hinter diesem Platz folgen wir dem links abgehenden Weg einige Schritte bis hinauf zur Kuppe des Hügels. Hier bietet sich ein schöner Blick in Richtung Dohna. Wir befinden, dass es ein schöner Platz sei, um noch einmal in die Rucksäcke zu greifen und die von der ersten Rast übrig gebliebenen Leckereien und Getränke zu vertilgen. Gesagt, getan. Mit nunmehr fast leerem Gepäck gehen wir wieder zur Straße und erreichen auf ihr wenig später das Dorf Sürßen. An der Kreuzung im Ort biegen wir links ab. Die Straße führt uns nun geradewegs in den Nachbarort Gorknitz. Diesen durchqueren wir geradeaus. In einer Kurve hinter dem Ort kreuzt ein Bach die Straße. Entlang des Bächleins führt ein Wanderweg nach rechts. Die Rietzschke begleitet uns nun für etwa einen Kilometer bis zur nächsten Straße. Dort halten wir uns links und gleich danach wieder rechts. Nur noch wenige Meter und wir befinden uns im Gut Gamig. Das alte ehemalige Rittergut ist denkmalgeschützt und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Heute beherbergt es eine Rehabilitations- und Begegnungsstätte zur Behandlung psychisch kranker Menschen. Zunächst wenden wir unsere Schritte in Richtung Gutskapelle. Wie an vielen anderen Stellen des Gutes ist noch nicht alles perfekt in Schuss, aber man sieht, dass hier viel passiert. Als auch die letzten Wanderfreunde eintreffen gibt es kein Halten mehr, die durchgefrorene Meute stürmt das Schlosscafe. Wir werden hier schon erwartet. Die Speisekarte bietet zwar nicht das ganz große Menü, aber es ist für jeden was dabei, ob Bier, Wein oder Kaffee, ob Süppchen, Zwiebelkuchen oder Schwedische Apfeltorte. Wir lassen es uns schmecken und ganz nebenbei tanken wir auch wieder etwas Wärme auf. Aber wir sind noch nicht am Ziel. Ein Stück Weg liegt noch vor uns. Dazu durchqueren wir das Gut und gehen links die Allee ins Rietzschketal hinunter. Auf der rechten Seite erblicken wir ein Wäldchen mit dem Namen Robisch, in dem sich die Reste eines slawischen Burgwalles befinden. Im Tal überqueren wir die Rietzschke und nachdem wir links abgebogen sind gleich darauf die Autobahn auf der Grünbrücke Meuschaer Höhe. Nun geht's wieder bergan und immer geradeaus auf den Lugberg. An der zweiten Straße, die rechts abzweigt, dem Höhenweg, biegen wir ab. Nach wenigen Metern entdecken wir im verwilderten Grundstück auf der linken Seite die traurigen Reste des Lugturms. 1880 errichtet war er viele Jahre ein Ausflugsziel für die Bewohner der Gegend. Durch eine Lücke im Zaun betreten wir das Gelände und sehen uns die Ruine etwas genauer an. Danach gehen wir den Höhenweg weiter hinunter bis zu einem Anwesen. An Zaun führt dort ein Wanderweg bergab nach rechts. Diesem Weg folgen wir nun talwärts, wobei sich ein schöner Blick auf das Elbtal bietet. Als wir unten auf einen geschotterten Weg treffen halten wir uns links und stehen nach wenigen Metern vor der Luthereiche am Teichplatz in Kleinluga. Der 1883 gepflanzte Baum bildet eine würdige Kulisse für die Übergabe der Teilnahme-Urkunden durch den Wanderleiter. Die Wanderfreunde nehmen die Anerkennung durch den Wanderleiter auf sehr unterschiedliche Weise entgegen. Die einen nehmen es eher gelassen, die anderen mit stolz geschwellter Brust. Es gibt aber auch Schreie blanken Entsetzens zu hören, denn die Urkunde zeigt im allgemeinen das Ende der Wanderung an. Aber hier kann ja wohl nicht das Ende sein. "Hier war ich noch nie, und wie bitteschön komme ich nach Hause?" Der Wanderleiter lacht sich schlapp und führt die Truppe gleich darauf auf der Steilen Straße die wenigen Schritte hinunter zur Busendhaltestelle in Luga. Gerade bei Einbruch der Dunkelheit haben wir es geschafft. Wir sind am Ende unserer Tour. Auch wenn diesmal die Sonne nur ab und an mal durch die Wolken blinzelte und die Kälte an den Ohren zwackte, war es wieder ein schöner Tag mit viel guter Laune. |
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