Nach den tristen Zeiten im Winter und Frühjahr, in denen menschliche Kontakte unter Strafe standen, hat das Volk nun in Vorwahlzeiten Freigang. Diese vorläufige Freiheit wollen wir für eine Wandervögeltour nutzen. Treffpunkt soll wieder einmal der Bahnhof in Niedersedlitz sein. Doch der Wettergott scheint dem Unternehmen nicht allzu freundlich gegenüber zu stehen. Die Prognose wird von Tag zu Tag ungünstiger - schlecht für Anfällige von zarter Gesundheit, gut für beinahe vergessene wichtige Alternativtermine. Kurz vor 9 Uhr treffen sich 4 optimistische Wanderfreunde auf dem Bahnhofsvorplatz. Weniger Minuten nach 9 Uhr sitzen die Vier in der S-Bahn zum Hauptbahnhof. Dort wechseln wir das Fahrzeug - wir steigen in den Zug in Richtung Liberec. Während dieser Aktion erhöht sich die Zahl der Optimisten auf fünf. Die Fahrt geht heute nach Bischofswerda. Das liegt außerhalb des VVO-Verbundraumes, weshalb wir ein spezielles Ticket benötigen - das "Katzensprungticket". Dieses Ticket gibt es nicht bei Freßnapf sondern beim Zugbegleiter der Länderbahn. Der Kauf kann durchaus Eventcharakter entwickeln, wenn der Schaffner erst 3 Minuten vor dem Zielbahnhof aufkreuzt. In Bischofwerda angekommen schauen wir vom Bahnhofsvorplatz dem abfahrenden Zug noch einen Moment hinterher und verabschieden so von der mit ihm entschwindenden Jacke der Wanderleiterin. Aber dann geht's los. Vor dem Bahnhof halten wir uns links und gehen die Bahnhofstraße hinunter bis zum Altmarkt. Hier erwartet uns das erste wirkliche Highlight des Tages. Hier steht der Mediaturm oder Galgen, wie angeblich viele Schiebocker sagen. Ja, es ist Kunst und kann auch nicht weg - jenes Kunstobjekt mit dem Kaleidozyklus in der Turmspitze. Man kann durchlaufen, es betrachten, verstehen muss man es nicht. Nach dieser einschneidenden Erfahrung verlassen wir den Altmarkt auf der Bautzener Straße. Wo diese nach rechts abbiegt, gehen wir weiter geradeaus in die Hans-Volkmann-Straße bis zur Staatsstraße. Wir überqueren diese und setzen unseren Weg auf der anderen Seite auf dem Rammenauer Weg fort. An der nächsten Straßengabelung halten wir uns rechts und verlassen nun die Stadt. Die Straße geht irgendwann in einen Weg über. Als es nicht mehr weiter geradeaus geht, sehen wir links eine tunnelartige Unterführung durch die Bundesstraße. Dort müssen wir hindurch. Nach dem Bauwerk biegt der Weg rechts ab und führt parallel zur Bundesstraße weiter. Immer diesem Weg folgend gelangen wir nach 2 km in den Ort Rammenau. An der ersten Kreuzung überqueren wir die Straße und setzen die Tour auf dem auf der anderen Seite geradeaus weiterführenden Fußweg fort. Nach wenigen Metern befinden wir uns am Ufer des Niederteiches. Diesem folgen wir nach links. Nach 350 m lädt uns ein Rastplatz am Ufer zu einer gemütlichen Pause ein. Das nutzen wir natürlich. Darüber hinaus war über den Grabenfunk die Nachricht kolportiert worden, dass sich ein weiterer Wanderfreund etwas verspätet von Bischofswerda aus auf den Weg gemacht hat. Diesem können wir auf diese Weise die Gelegenheit geben, zu uns aufzuschließen. Tatsächlich kommt er nur wenig später dahergeschlendert, als wir uns aus unseren Rucksäcken bedienen. Nach einer halben Stunde machen wir uns nunmehr zu sechst wieder auf die Socken. Am Ende des Niederteiches geht es wieder in die Bebauung hinein. An der nächsten Kreuzung biegen wir links ab und erreichen nach wenigen Metern die Kreuzung mit der Hauptstraße. Hier bietet sich uns die Möglichkeit, unsere Veranstaltung kulturell etwas aufzuwerten. Ein paar Schritte links von de Kreuzung befindet sich die Alte Schmiede. Die Scheune wird für kleine Ausstellungen genutzt. Zur Zeit ist gerade eine Fotoausstellung zum Thema "Mein 15-Kilometer-Radius" zu sehen. Im Obergeschoß können wir 17 verschiedene alte Handwerke in Miniaturansicht bestaunen. Wir nehmen uns etwas Zeit für die (kostenlose) Ausstellung. Danach setzen wir unsere Tour auf der anderen Seite der Hauptstraße geradeaus auf der Johann-Gottlieb-Fichte-Straße fort. Nur 100 m weiter folgt die nächste museale Kostbarkeit. Wir stehen vor dem Alten Gefängnis. Im Alten Gefängnis gibt es Wissenswertes über die Geschichte der Rammenauer Gasthäuser und seiner prominenten Besucher zu entdecken. Auch hier nehmen wir uns einige Minuten Zeit. Nach der Besichtigung geht es weiter auf der Fichte-Straße. Vorbei am Brettmühlenteich erreichen wir nach 800 m das Barockschloss Rammenau. Durch das Torhaus können wir in den Park und zum Schloss blicken. Allerdings ist hier Schluss mit kostenlosen Angeboten. Der Eintritt in den Park kostet 5 Euro. Das lohnt sich nicht für einen kurzen Blick hinter die Absperrungen. Also belassen wir es heute bei dem Blick durchs Torhaus. Aus dem Tor heraus ziehen wir geradeaus auf der Straße Am Schloss weiter. Begleitet vom Kläffen unerzogener Hunde verlassen wir den Ort. Nach 200 m gabelt sich die Straße. Wir halten uns rechts. In der gleich darauf folgenden Linkskurve zweigen gleich mehrere Wege rechts von der Straße ab. Am Ende der Kurve nehmen wir den letzten dieser Wege, der halbrechts von Kirschbäumen flankiert als Wiesenweg den Hang hinauf führt. Nach einem etwas mühsamen Kilometer haben wir so den Tanneberg erklommen. Oben stoßen wir auf einen quer verlaufenden Schotterweg, in den wir nach rechts einbiegen. Ab hier können wir uns an der Wanderwegmarkierung roter Punkt orientieren. Der Weg führt uns in den Wald hinein. Zunächst haben wir die Hoffnung, dass wir so vom beginnenden Nieselregen nicht so viel abbekommen. Doch die zerschlägt sich schnell. Wir sind damit beschäftigt Schirme, Regenjacken und Ponchos aus den Rucksäcken zu kramen. Bei dieser Beschäftigung übersehen wir die Markierung, die bergab an einer Gabelung nach links zeigt. Nach der Korrektur gehen wir auf dem richtigen Weg hinunter zur Bundesstraße. Auf der anderen Straßenseite zweigt etwas weiter links eine kleine Straße ab, auf der wir unseren Weg fortsetzen. An den Häusern biegen wir rechts ab. Die kleine Straße führt nun bergan zum Heiteren Blick, der bei den nun herrschenden Wetter gar nicht mehr so heiter ist. Nachdem wir die Hochspannungsleitung unterquert haben, geht es wieder in den Wald hinein. An der nächsten Lichtung folgen wir dem gegenüberliegenden Waldrand gen Süden durch teilweise hohes Gras. Nach 600 m erreichen wir eine Wegkreuzung. Dort müssen wir nach links abbiegen. Kurz danach beginnt links eine große Wiese. Wir gehen auf dem Pfad am Waldrand weiter geradeaus. Wo wir den von rechts aus dem Wald herauskommenden breiten Weg erreichen, treffen wir auf ein spezielles Hindernis - eine die volle Wegbreite einnehmende tiefe Pfütze. In diesem Schlammpfuhl wird Wandern zum Schlickrutschen. Wir meistern die Herausforderung, doch das Gewicht unserer Schuhe nimmt zu. Nach 300 m folgt die nächste Kreuzung. Wir behalten unsere Richtung bei und nach wenigen Metern befinden wir uns wieder im Wald. Kurz darauf gabelt sich der Weg. Die Markierung roter Punkt sollte hier nach rechts weisen, doch entweder fehlt sie oder ist nur schwer zu finden. Da rächt sich das Entfernen von der Truppe für einen Wanderfreund, der an dieser Stelle nach links trottet. Zum Glück gibt es Mobiltelefone. So kommt es kurzfristig doch zu einer Wiedervereinigung. Wo wir dann wieder auf einen Acker stoßen, halten wir uns links und folgen dem Waldrand, bis der Weg wieder in den Wald hinein führt. An den nächsten beiden Kreuzungen gehen wir geradeaus. Nach etwa 700 m weist dann die Wanderwegmarkierung nach rechts hinauf auf den Butterberg. Oben angekommen sehen wir durch die Bäume halblinks auch schon den Aussichtsturm und das Gasthaus. Der Regen hat gerade etwas nachgelassen. Das stimmt uns optimistisch. Tropfnass lassen wir uns im Außenbereich des Berggasthofes nieder. Doch unser Optimismus entpuppt sich schon bald als Leichtsinn. Der Regen beginnt von Neuem. Zum Glück können wir einen Tisch im Inneren des Gasthauses ergattern. Dass sich dort eine Pfütze unter unserem Tisch bildet, ist uns zwar im Ansatz peinlich, aber eigentlich egal. Immerhin können wir erstmal ordentlich was essen und trinken, während draußen die Wolken weiter brechen. Eineinhalb Stunden später sind wir zwar nur noch nebelfeucht, aber immerhin satt und irgendwie auch zufrieden. Da es keine Hoffnung gibt, dass der Zug heute am Gasthaus vorbei kommt, müssen wir wohl oder übel wieder hinaus ins Regenwetter. So machen wir uns auf den Weg. Vorbei am Turm und dem heute geschlossenen SB-Bereich gehen wir um die Gaststätte herum und dann den breiten Radelbahn genannten Waldweg bergab Richtung Süden. Nach 300 m stoßen wir auf einen breiten geschotterten Waldweg, auch den wir nach rechts einbiegen. Noch einmal 300 m weiter kreuzt ein gelb markierter Weg. Diesem folgen wir nun wieder bergab nach links. Vorbei an einem Rastplatz am Waldrand führt der Weg hinunter in das Dorf Pickau. Dort geht der Weg in die Geissmanndorfer Straße über. Diese endet an der Kamenzer Straße, wo wir uns kurz rechts halten, um gleich darauf auf der anderen Straßenseite dem gelb markierten Wanderweg entlang des Geissmannsdorfer Baches zu folgen. Nach wenigen Metern überquert der Weg den Bach und führt parallel am anderen Ufer weiter. Das hier stehende Sperrschild verunsichert uns zwar kurz, doch in der Folge erweist sich die Entscheidung zum Ignorieren als richtig. Ein umgestürtzter Baum stellt nicht wirklich ein Hindernis dar. Wo in anderen Ländern ein Mann mit der Kettensäge auf der Schulter loszieht und das Übel kleinsägt, da fahren in unseren Breiten zwei Leute mit dem Auto los, stellen an allen möglichen Stellen Sperrschilder und Warnbaken auf. Immer geradeaus führend mündet der Weg schließlich am Rande von Bischofswerda in den Rammenauer Weg, auf dem wir am Vormittag die Stadt verlassen hatten. Damit hat sich der Kreis für heute gschlossen. Über Hans-Volkmann-Straße, Bautzener Straße, Altmarkt und Bahnhofstraße gelangen wir wieder zum Bahnhof Bischofswerda. Die halbe Stunde bis zur Abfahrt unseres Zuges überbrücken wir noch mit etwas gesundheitlicher Prophylaxe durch Einnahme von Vitaminen in Form von flüssigem saurem Apfel. Ganz nebenbei verteilt der Wanderleiter mit einem feuchten Händedruck auch noch die Urkunden für das Durchhalten beim heutigen Event, die sich die anwesenden Sportfreunde diesmal besonders verdient haben. |
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