Heute ist der letzte Tag im April. Genau so klingt auch der Wetterbericht: morgens ganz nett, später Schauer und sogar Gewitter. Eigentlich haben wir besseres verdient. Wir treffen uns wie immer am Bahnhof Niedersedlitz. Da wir nur 9 Wanderfreunde sind, ist diesmal die Fahrkartenfrage recht schnell gelöst. Kurz nach 8:30 Uhr steigen wir dann in die gut gefüllte S-Bahn in Richtung Sächsische Schweiz. Als wir diese in Bad Schandau verlassen, haben wir das Gefühl, dass sich nun der ganze Zug an unsere Bushaltestelle drängelt. Doch zu unserer Verwunderung finden wir alle ganz bequem einen Sitzplatz im Bus der Linie 241 in Richtung Lichtenhainer Wasserfall. An der Haltestelle Beuthenfall haben wir unser Ziel erst einmal erreicht. Wir verlassen den Bus direkt an der Brücke über die Kirnitzsch. Jetzt wird der Rucksack geschultert und los geht's. Von Beginn an orientieren wir uns an der Wanderwegmarkierung grüner Strich. Diese weist uns den Weg über die Kirnitzschbrücke und danach gemäßigt bergan in den Dietrichsgrund. An der ersten größeren Weggabelung halten wir uns links und folgen der weiterhin grün markierten Zeughausstraße. Nach etwa 300 m zweigt der grüne Weg von der Forststraße nach rechts über einen Holzsteg in den Hinteren Heideweg ab. Nun geht es zusehends steiler bergan. Das bedeutet für uns, dass es sich durchaus lohnt, die Jacke auszuziehen. Ein entsprechender Hinweis des Wanderleiters wird von den meisten Wanderfreunden aufgenommen. Nach einer Weile treffen wir auf einen roten Wanderweg, der uns nun für mehrere hundert Meter begleitet. Wo sich roter und grüner Weg wieder trennen, beginnt für uns die härteste Strecke des Tages. Über unzählige Stufen erklimmen wir das hoch aufragende Massiv der Affensteine. Da der Wanderleiter auf diesem Wegstück ein wenig Vorsprung zur Gruppe gewinnt, hat er genügend Zeit, an der Quelle unterhalb des Friensteins für die anderen Wanderfreunde einige Tropfen vitaminreiche Flüssigkeit zu schöpfen. Diese Geste wird durchaus wohlwollend aufgenommen. Wir verschnaufen einige Minuten. Danach sind es vorbei an der Quelle nur noch wenige Höhenmeter bis ganz oben. Da dies nicht für alle Wanderfreunde als echte Herausforderung gilt, wird teilweise zu dem Trick gegriffen, dass man den Rucksack einfach mal zurücklässt. Dadurch ergibt sich automatisch die Möglichkeit, den Anstieg zweimal zu überwinden, da man ja das liegen gelassene Gepäck noch holen muss. Blöd ist es nur, wenn Fremde einem das Zeug in blindwütiger Freundlichkeit hinterher tragen. Oben angekommen halten wir uns dann links und folgen den Wegweisern in Richtung Idagrotte. Hinter einigen im Weg liegenden Felsbrocken, die wir überqueren müssen, erreichen wir einen Aussichtspunkt, der einen herrlichen Blick über die zerklüftete Landschaft in Richtung Kirnitzschtal bietet. Wer sich über das schmale Felsband um den Frienstein traut, der stattet mit der Wanderleiterin der Idagrotte noch einen Besuch ab. Danach wird am Aussichtspunkt erstmal eine längere Pause eingelegt. Dabei tanken wir ordentlich Kraft aus unseren Rucksäcken. Der Frienstein, an dessen Fuße wir uns niedergelassen haben, wird auch Vorderes Raubschloss genannt. Im Mittelalter befand sich hier eine Burgwarte, die nach ihrer Aufgabe um 1450 Raubrittern als Unterschlupf diente. Satt und gut gelaunt machen wir uns dann wieder auf den Weg. Wir orientieren uns weiterhin an der grünen Strichmarkierung. Diese führt uns wieder um den Frienstein herum auf die Obere Affensteinpromenade. Dieser abwechslungsreiche Bergpfad verläuft immer am Rand des Bergmassivs entlang. Ständig klettern wir auf und ab über Felsbrocken. Gelegentlich gibt eine größere Lücke zwischen den Bäumen den Blick auf die bewegte Landschaft frei. Nach einer Weile sehen wir eine Weggabelung, an der ein mit rotem Punkt markierter Weg über Treppen aus dem Tal herauf kommt. Wir bleiben aber oben und folgen nunmehr dem roten Punkt. Nach wenigen Metern erblicken wir vor uns zwischen den Bäumen auf dem Gipfel des Kleinen Winterberges einen Pavillon. Einige Wanderfreunde setzen sich in den Kopf, den steilen Pfad dort hinauf zu erklimmen. Der Weg dorthin beginnt nach einer Rechtskurve um einen Felsblock herum. Er ist mit einem schwarzen Pfeil gekennzeichnet, der an einer Felswand etwas weiter oben zu sehen ist. Über den extrem steilen Pfad erreichen wir den Pavillon und erfahren, dass er aus dem Jahre 1818 stammt und daran erinnern soll, dass Kurfürst August in diesem Jahr hier einen Hirsch erlegte. Nach einer kurzen Besichtigung rutschen wir den Hang wieder hinunter und setzen zusammen den Weg ums Affensteinmassiv fort. Nach einigen Gelegenheit zur Aussicht, bei denen wir einen Blick auf den Großen Winterberg werfen können, stoßen wir auf eine Kreuzung mit steinerner Wegsäule. Hier biegen wir rechts ab. Von nun an ist eine blaue Strichmarkierung unser Begleiter. Der Weg mit dem Namen Reitsteig führt uns vorbei am Aussichtspunkt an der Wenzelwand. Diesmal gibt es die Gelegenheit, in Richtung Elbtal und darüber hinaus bis zum Hohen Schneeberg zu schauen. Wir lassen uns kurz davon gefangen nehmen und ziehen dann weiter. Schließlich gelangen wir an eine Kreuzung, an der der blaue Weg nach links abbiegend eine Treppe hinunter führt. Hier gehen wir weiter geradeaus. Nachdem wir einige Meter Höhe auf dem unmarkierten Weg verloren haben, zeigt uns ein Schild nach links eine Stiege hinauf die Richtung zum Carolafelsen an. Wir steigen also wieder nach oben und schon kurze Zeit später sind wir in der Lage die phantastische Aussicht vom Felsen zu genießen. Besonders markant zeichnen sich hier die Schrammsteine und der benachbarte Falkenstein vor dem Hintergrund der Landschaft der Vorderen Sächsischen Schweiz ab. Wir lassen uns auf dem viel Platz bietenden Felsplateau nieder und legen eine üppige Pause ein. Das Wetter hat sich mittlerweile entschlossen, den Wetterbericht zu ignorieren. Die Wolken haben sich verzogen und herrlicher Sonnenschein wärmt uns auf den Felsen. Ein halbes Stündchen später raffen wir uns dann doch wieder auf. Erst einmal müssen wir ein Stück des Weges zurück bis zur Kreuzung mit dem blau markierten Weg. Dort biegen wir nach rechts ab und steigen die Treppe hinunter. Es dauert nicht, dann erreichen wir eine weitere Wegkreuzung. Wir entscheiden uns für den weiterhin blau markierten Zurückesteig, der geradeaus weiter führt. Jetzt beginnt ein besonders abwechslungsreicher Abschnitt. Der Weg hat alles zu bieten, was des Wanderers Herz höher schlagen lässt: Leitern, Ketten, Treppen, Stege … Ein wenig anstrengend ist es natürlich auch. Aber es macht Spaß. Nach einem Abstieg über Treppen und Leitern erreichen wir wieder die Obere Affensteinpromenade. Wir halten uns links und folgen weiter dem blauen Weg. Ohne große Höhenunterschiede ziehen wir nun den kurvenreichen Weg weiter. Auch an der nächsten Abzweigung in Richtung Breite Kluft halten wir uns an die blaue Markierung. Nach wenigen Minuten sind wir an den Schrammsteinen angelangt. Hier wird der Weg wieder interessant. Wie schon oft am heutigen Tag ist wieder klettern angesagt. Bevor wir den Schrammsteingrat überqueren, ist erst noch mal sammeln angesagt. Nach vielen Stufen und Leitern befinden wir uns dann an einem Ort der Entscheidung. Der blaue Wanderweg biegt links ins Tal ab. Wer allerdings noch einmal einen phantastischen Blick auf die Landschaft werfen will, muss noch 10 Minuten geradeaus weiter gehen. Die meisten Wanderfreunde wollen sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Wir klettern also weiter auf dem Gratweg und werden kurze Zeit später an der Schrammsteinaussicht für die Mühe belohnt. Wir stehen an einem der spektakulärsten Aussichtspunkten des Gebirges und sind beeindruckt. Natürlich verweilen wir einige Zeit am Ort. Allerdings sind unsere Kehlen langsam etwas trocken und der Durst meldet sich. Das Wirtshaus lockt. Also gehen wir über den Grat zurück bis zum blau markierten Weg und steigen über den Jägersteig in Richtung Elbtal ab. Unten angekommen wartet noch ein besonderes Highlight auf die Wandergruppe: wir begegnen zwei Nacktwanderern. Ernüchtert muss der Wanderleiter zur Kenntnis nehmen, das er mit seinem Bemühen, die Wanderfreunde an die schönsten Orte der Sächsischen Schweiz zu führen, nicht annähernd so viel Begeisterung auslösen konnte wie die beiden Exoten. Dabei waren sie nicht mal ganz nackt, sondern immerhin mit Socken, Schuhen und Rucksack ausgestattet. Für Gesprächsstoff war von nun an für den Rest des Tages gesorgt. Zum Glück benötigen wir nun nicht mehr alle Aufmerksamkeit für den Weg. Der blaue Strich führt uns durchs Schrammtor in den Lattengrund und so hinab zur Straße zwischen Postelwitz und Ostrau. Jetzt sind es nur noch wenige Meter bis zum Gasthaus. Wir biegen nach rechts in die Straße ein und gehen ein Stück bergan. Schon wenige Augenblicke später erreichen wir die Schrammsteinbaude. Wir suchen uns ein Plätzchen in der Abendsonne und schlagen nochmal bei Speis und Trank kräftig zu. Die Ruhe bekommt allerdings nicht allen gleichermaßen gut. So kommt es, dass mehrere Wanderfreunde nach der Rast die eher unsportliche Variante bevorzugen, den Rest der Wanderung mit dem Linienbus zu absolvieren. Der harte Kern kennt allerdings keinen Schmerz und nimmt die letzten Meter zu Fuß in Angriff. Wir folgen der Straße bergab auf dem parallel geführten Wanderweg. Wenige Minuten später überqueren wir am Ortseingang von Postelwitz die Bundesstraße. Wir wenden uns nach rechts. Der Fußweg führt uns parallel zur Elbe an die Postelwitzer Fährstelle. Dort warten bereits unsere Busfahrer. Allerdings ist keine Fähre in Sichtweite. Aber pünktlich nähert sie sich aus Richtung Bad Schandau. Wir setzen mit ihr ans andere Ufer nach Krippen über. Als wir anlegen, ist unser Ziel - der Bahnhof des Ortes - auf der rechten Seite schon zu sehen. Leider hilft es uns nichts, dass wir pünktlich auf dem Bahnsteig stehen, denn unser Zug hat Verspätung. So verpassen wir unseren Anschluss in Bad Schandau, aber zum Glück fährt die S-Bahn im Halbstundentakt nach Dresden. Die Zeit des Wartens auf dem Krippener Bahnsteig überbrückt der Wanderleiter mit der Übergabe der obligatorischen Urkunden. Als Gentleman übergeht er dabei die Tatsache, dass nicht alle die volle Strecke gewandert sind, mit Schweigen. Zugehört hätte eh keiner, denn gegen die Begegnung mit rasierten Nacktwanderern ist dieses Thema viel zu öde. |
>> Klicken auf die Bilder vergrößert diese
|
|