Samstagmorgen - es ist 8:15 Uhr, völlig einsam sitzen die Wanderleiter auf der Treppe vor dem Bahnhof in Niedersedlitz. Will heute etwa keiner mitwandern? Aber kurz vor halb neun wendet sich das Blatt und die Gruppe wächst schlagartig. Planmäßig steigen wir in den Zug in Richtung Sächsische Schweiz. In Königstein dürfen wir das Aussteigen nicht verpassen. Aber scheinbar hat sich der halbe Zug vorgenommen, in Königstein in den Bus umzusteigen. Massen strömen nun zur Bushaltestelle am Reißigerplatz. Beim Einsteigen wird’s dann richtig kuschelig, aber trotzdem fahren wir einigermaßen pünktlich in Richtung Rosenthal ab. Gegen 10 Uhr steigen wir an der Haltestelle Fußweg zum Schneeberg aus. Jetzt müssen noch alle Teilnehmer ohne eigenen Antrieb verpackt werden, dann geht’s endlich los. Wir laufen zunächst in Richtung Schneeberg bis zum ehemaligen Grenzübergang Eulenthor. Hier halten wir uns halbrechts und folgen weiter dem gelb markierten Wanderweg. Etwa 700 m weiter biegt dieser an einer Kreuzung mit steinerner Wegsäule rechts ab. Nun geht es bergab hinein ins Tal der Dürren . Die Felswände auf beiden Seiten werden immer höher während wir dem Bach etwa 1,5 km talwärts begleiten. Dann treffen wir auf einen breiten Querweg. Hier haben wir die Sohle des Bielatales erreicht. Jetzt ist erst einmal Sammeln angesagt. Auch bergab scheint die Wandergeschwindigkeit innerhalb der Truppe signifikante Differenzen aufzuweisen. Der Wanderleiter wird wohl damit leben müssen! Nach einigen Minuten setzen wir unsere Tour nach links fort. Weiterhin begleitet uns die gelbe Wanderwegmarkierung. Wir wandern etwa 700 m auf dem breiten Weg durchs Bielatal. Dann weist die gelbe Wegmarkierung nach rechts und wir verlassen den Talgrund. Erst allmählich, später immer steiler werdend, führt uns der Weg bergan. Oben angekommen treffen wir auf einen rot markierten Weg, dem wir nach rechts folgen. Nur einige Meter weiter weist uns kurz vor einem Rastplatz ein Wegweiser auf den Aussichtspunkt rechts hin. Wir biegen in den Pfad ein und stehen kurz darauf auf der Grenzplatte. Hier nimmt uns der herrliche Blick in den Eilander Felsenkessel sofort gefangen. Wir haben den richtigen Platz für eine erste Rast gefunden. In der Sonne lassen wir uns nieder und plündern die Rucksäcke. Alle sind guter Dinge. Halt – nicht alle! Beim Durchzählen wird der Wanderleiter stutzig. Auch wenn 5 Prozent Schwund zulässig sind, ist das nicht als Pflicht zu betrachten. Also entschließt sich der Wanderleiter, die fehlenden 5 Prozent zu suchen. Nach einem kurzen Sprint gelingt es ihm, etwa 500 m weiter den verloren Wanderfreund einzufangen und dem Rudel wieder zuzuführen. Dieses freudige Ereignis feiern wir mit einem kleinen roten Vitamingetränk – prost! Nachdem alle gestärkt sind, kann’s dann weiter gehen. Zunächst müssen wir zurück ins Bielatal. Also gehen wir den gelben Weg wieder hinunter. Als wir das steile Wegstück hinter uns gelassen haben, erreichen wir im Tal eine Stelle, an der der gelbe Weg links abbiegt und ein Pfad geradeaus in den Wald hinein führt. Diesem Pfad folgen wir. Ein wenig Abenteuer ist dabei, als wir zwei Bächlein überqueren. Auf der anderen Seite treffen wir wieder auf den breiten Bielatalweg. Jetzt halten wir uns rechts. Schilder und Grenzsteine am Weg weisen uns darauf hin, dass wir im Begriff sind, Sachsen zu verlassen. Seit einiger Zeit ist es glücklicherweise wieder erlaubt, diese alte Wegverbindung nach Böhmen zu benutzen. Es dauert nicht lange, dann tauchen die ersten Häuser von Eiland (Ostrov) vor uns auf. Wir durchqueren das Dorf entlang der Straße. Dabei müssen wir aufmerksam auf Wegzeichen achten, denn wir dürfen den rot markierten Wanderweg nicht verpassen. Ziemlich am Ende des Dorfes finden wir ihn an einer Kreuzung. Hier biegen wir rechts ab und gehen auf der Straße den Berg hinunter. Hinter dem Teich an den Hütten halten wir uns der Markierung folgend links. Der rote Wanderweg führt uns zunächst durch die Talaue, später dann durch den Wald bergan. So gelangen wir auf einem einst mit Steinen befestigten Weg ins Felsengebiet Himmelreich. Hier wird der Weg immer steiler und wer will, der kann zwischen den Felsgebilden hindurch klettern. Aber außer dem Wanderleiter und den Kindern scheint es keiner zu wollen. Frau Wanderleiterin tritt sofort die Flucht an, So trägt sie die Verantwortung dafür, dass es zu einer kurzen Phase der Verwirrung in der Truppe kommt. Da aber allen klar zu sein scheint, dass unser Weg immer da lang geht, wo es am steilsten ist, treffen wir uns oberhalb der Felsen doch alle wieder. Die körperliche und mentale Anstrengung der letzten Minuten muss nun mit einer angemessenen Pause bewältigt werden. Als es weiter geht, sind es nur noch wenige Schritte bis zur nächsten Station der Tour. Wir erreichen die Gaststätte Touristenbaude (Touristicka chata) in Tyssa (Tisa). Trotz großem Besucherandranges gelingt es uns allen, einen Platz im Gasthaus zu erobern. Das ist die Voraussetzung dafür, dass alle ein Mittagessen bekommen. Nach dem Essen können wir uns nun dem eigentlichen Ziel unserer Wanderung zuwenden – den Tyssaer Wänden. Diese beginnen direkt hinter der Gaststätte und empfangen erst einmal mit einem Kassenhäuschen. Der Wanderleiter wird ausgeguckt, um den Eintrittspreis für alle zu löhnen. Er tut dies auch mit dem Hinweis, dass heute die übergabe der Teilnahmeurkunden nur gegen Zahlung eines Obulus stattfinden wird. Dann tauchen wir ein in die bizarre Felsenwelt. So ziemlich jeder Felsblock hat hier einen Namen. An den Gebilden mit den Namen Schildkröte und Steinpilz gabelt sich den Weg. Wir verlassen unseren rot markierten Weg und folgen nun dem grünen Schrägstrich auf den Stufen hinunter. Es beginnt ein wildes Gewusel zwischen, durch und um die Felsen. Und die immer wieder auftauchende Frage: wie heißt das Ding hier? - Ketchup? - Majo? - Nee, Major! Nach Klärung der Herkunft des Einsiedel-Eies und anschließendem Gruppenfoto verlassen wir die Großen Wände. Wieder empfängt uns ein Kassenhäuschen. Diesmal müssen wir aber nur unsere Eintrittskarten vorweisen. Dann ist der Weg frei in die Kleinen Wände. Zuerst führt der Weg hinauf zur Aussicht, wo uns wieder ein herrlicher Rundblick erwartet. Nach dem Abstieg tritt eine gewisse Verunsicherung in der Gruppe ein, als Herr und Frau Wanderleiter in einer Felsspalte verschwinden. Tapfer gehen alle den Rundweg weiter. Irgendwann sind dann die Waleis auf wieder da. Nach dem Ende der Runde gibt’s noch eine kleine Pause neben dem Kassenhäuschen. Hierbei wird vor allem der noch vorhanden Kirschschnäppi verputzt, notfalls sogar aus der Flasche. Jetzt ist es Zeit, den Heimweg anzutreten. Rechts neben dem Kassenhäuschen beginnt ein unmarkierter Weg, der uns sanft talwärts führt. Wir folgen dem Weg immer geradeaus, bis wir im Tal auf einen Querweg stoßen. In diesen biegen wir nach links ein. Auf diesem breiten Weg erreichen wir nach etwa 1 km eine Straße. Auf der anderen Straßenseite erblicken wir eine Sandsteinsäule mit einem eisernen Kreuz - das sog. Raizaer Kreuz. Nach einer kurzen Sammelpause setzen wir unseren Weg nach rechts fort und gelangen so auf der Straße in die Ortschaft Raiza (Rajec). Als sich die Straße am Ortseingang gabelt, halten wir uns links, und achten im Folgenden auf die gelben Schilder der Markierung einer Radroute. Diese biegt im Ort nach links ab, was wir dann auch tun. Hinter dem Dorf führt der Weg durch wunderbar grüne Wiesen. Kurz bevor wir den Wald erreichen wird noch eine kurze Pause eingelegt, um diverse Kinderpopos zu lüften. Dann geht’s zum Endspurt. Die Markierung der Radroute geleitet uns bis nach Peterswald (Petrovice). Hier sind wir unserem Ziel schon sehr nahe. Doch bevor wir in Richtung Grenze aufbrechen, wird noch die Tankstelle überfallen. Binnen Sekunden ist die Kühltruhe nahezu leer. Als besonders beliebt stellt sich dabei aus offensichtlich ostalgischen Gründen die Sorte Moskauer Eis heraus. Mit Eis in der Hand brechen wir dann endgültig zur Grenze auf. Wir überschreiten sie am Grenzübergang Bahratal. Hier erfahren wir noch durch den Gedenkstein am Straßenrand, dass im Jahre 1936 auch das olympische Feuer auf seinem Weg nach Berlin an dieser Stelle die Grenze des Deutschen Reiches überschritt. Nur wenige Schritte weiter befindet sich unsere Bushaltestelle. Allerdings müssen wir auf den Bus nach Pirna noch etwas warten, was der Wanderleiter mit der übergabe der Urkunden überbrückt. Alles in allem neigt sich damit ein schöner Wandertag seinem Ende. Für heute sind wir erst einmal geschafft, aber im Herbst ziehen wir wieder los, das ist schon klar. |
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